2012-12-22

Michael über seinen Vater

Wolf Schmidt mit seinen Söhnen Stefan und Michael


Mit 13 Jahren habe ich ihn zum letzten Mal gesehen. An den wortgewandten Schriftsteller-Vater kann ich mich nur fragmentarisch erinnern, denn die Alzheimersche Krankheit hatte ihn schon Jahre vorher Zug um Zug ausgeschaltet.

Dem Dilemma, einen Prominenten zum Vater zu haben, entging ich weitgehend, wenn auch nicht vollständig. Gewisse Ähnlichkeiten - positive wie negative - die mir im Familienkreis immer wieder vorgehalten wurden, sorgten für die stetige Präsenz eines Mannes, dessen intellektuelle Leistung ich erst verstand, als er schon lange tot war.

Zu den Ähnlichkeiten gehört ein irrationaler Drang, en gros einzukaufen. Immer wieder ertappe ich mich beim unnötigen Horten vermeintlich nur in diesem Augenblick zu erwerbender Waren, die deshalb gleich in größerer Stückzahl gekauft werden. Das ist von ihm. Ich erinnere mich, dass die letzte von ihm gekaufte Seife - Marke LUX und fabelhaft erhalten, wenn auch weniger intensiv im Duft - Mitte der 1990er Jahre ausgepackt und recht unsentimental ihrem Zweck zugeführt wurde.

Dass mein Vater nach vielen Jahren immer noch seine Anhänger hat (darunter nicht wenige, die bei seinem Tod noch gar nicht auf der Welt waren), zeigt, dass er mit seinen Ideen und Texten die Menschen berühren konnte.

Darüber freue ich mich.


Michael



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