2013-01-20

Motive

Blatt aus Wolf Schmidts Motivliste

Wolf Schmidts Motivliste

In analytischer Präzision hat Schmidt viele Grundideen, zu denen er durch eigenes Erleben, Erzählungen oder "Brainstorming" (z. B. mit Gretl Pilz) kam, in einer Liste festgehalten, die er mit MOTIVE überschrieb.

Aus diesen Motiven wurden dann die Plots für die einzelnen Sketche oder Episoden der Serien entwickelt.

Diese Liste liegt leider nicht mehr vollständig vor, aber die verbleibenden Blätter vermitteln dennoch anschaulich, wie systematisch er seine Stoffe behandelte.

Hesselbach- oder Staudenmaier-Kenner werden sicherlich einige der Motive sofort wiedererkennen...

Viel Spaß beim Durchstöbern!
Michael Schmidt

  1. Der Hausschlüssel. Verschwundener Hausschlüssel führt zur Enthüllung, dass Familienmitglieder sich heimlich Hausschlüssel machen ließen, womit mysteriöse Vorfälle Klärung finden.

  2. Kündigung. Verletzte Eitelkeit und Würde führt zu sinnlosem Entschluss, gute Stellung aufzugeben. Wilde Drohungen werden zunichte durch winzige Konzession an Eitelkeit.

  3. Grippe. Mütterlicher Antialkoholismus schlägt durch Dritte Verdacht zu vorsichtigem Alkoholgenuss und schließlich Besäufnis um.

  4. Jugendfreund. Pumpgenie ergattert 100 Mark durch Angeberei und weitere 100 Mark, um sie angeblich als die ersten zurückzugeben und dem Ehemann Ruhe vor seiner Frau zu verschaffen, bleibt aber aus.

  5. Weihnachtsbescherung. Prinzipienstarre Härte und Vorsichtserwägungen werden über Bord geworfen, sobald man sie nicht durch andere, sondern selbst ausüben muss. Mischung von Feigheit und gutem Herzen.

  6. Geburtstagsüberraschungen. Heimliche Besuche bei Künstlerin erzeugen Ehebruchsverdacht. Es waren aber nur Porträtsitzungen. Der verdächtige Vater ahnt nichts von den wechselnden Gefühlsbewegungen der Familie.

  7. Peinlichkeiten. Verwandtes schwarzes Schaf kommt zu Besuch und bedroht Familienrenommée. Sittenrichterei wird erstickt durch Erkenntnis peinlicher Mitschuld.

  8. Das Osterei. Familie erlebt winziges Solo ihres Oberhaupts im Rahmen einer Reportage von Veranstaltungen mit anschließendem Ausbruch von künstlerischem Größenwahn.

  9. Die Verlobung. Elterliche Bedenken gegen Bewerber um die Tochter werden durch Spekulationen auf Neugier und Eitelkeit überwunden. (Liegenlassen eines Geöffneten Briefes, der zunächst polygamen Verdacht erregt, dann aber glänzende Entlastung und plumpe Schmeicheleien an die Adresse der Eltern enthält, womit einige wirklich berechtigte Bedenken glatt überspielt werden)

  10. Feuer. Qualm aus der Nachbarwohnung führt zu gewaltsamen Eindringen zwecks Feuerlöschung und Entdeckung eines lange vermissten Palmas. Hausfriedensbruch contra Diebstahl. Beide Verdächtigungen grundlos.

  11. Ferienpläne. Mütterliche Inquisition gegen Ferienpläne der in dieser Sache verbündeten Kinder, namentlich Plan der Verlobten Tochter, mit Bräutigam im gleichen Hotel zu wohnen. Dürftige Beruhigung ermöglicht beide Projekte.

  12. Wilde verwegene Jagd. Wanzen im Haus, Entsetzen strengste Geheimhaltung, Verdächtigung der Nachbarin. Diese verdächtigt ihrerseits die Familie. Entrüstete Versöhnung, als Bewohner des oberen Stockwerks als Schuldige entlarvt werden.

  13. Nachtleben. Auftauchen des mütterlichen Jugendschwarms führt zu gemeinsamen Ausgehen in Tanzlokal und schwerer Enttäuschung über den Schwarm, den Gatten und die dort aufgefundenen Kinder. Zerplatzte Erinnerungsillusionen und Versöhnung unter dem Gesichtspunkt, dass man am Älterwerden nicht ändern kann.

  14. Täter gesucht. Loch im neuen Vorhang führt zu Verdächtigungen aller gegen alle und scheinbar unlösbarer Spannung. Durch zweites Loch wird Wind als Schuldige entlarvt.

  15. Der Kavalier. Beschwerden über Brutalität des Sohnes gegenüber Mitschüler ergeben, dass er trotz laufend geringschätziger Behandlung durch die ältere Schwester lediglich ihren Ruf mit der Faust verteidigt hat, und seine Anerkennung als Kavalier.

  16. Das Fritzchen. Familie bürdet sich durch halbtägige Aufnahme eines ständig schreienden Babys furchtbare Verantwortung auf, bemüht drei Ärzte, bei deren Eintreffen Baby sofort still ist, und erfährt, dass es noch einen Tag länger behalten werden muss.

  17. Der Teller. In allerseitigem Ärger wirft Vater Teller durchs Fenster, verletzt anscheinend Passanten schwer, wird von Mutter verzweifelt an Selbstanzeige gehindert. Familie verharrt halbe Nacht in der Stimmung gejagter Verbrecher. Telefonisches Geständnis bei der Polizeiwache ergibt, dass Vater nicht an dem Unfall schuld war.

  18. Einkäufe. Geschickter Verkäufer dreht Familie Ausschussuhren an und bringt sie dazu, wegen Weihnachtsüberraschung gegeneinander zu schweigen.

  19. Zwanzigmarkschein. Falscher Schein erzeugt Gewissenskonflikte über stillschweigende Weitergabe oder nicht. Um Vater zu beruhigen, versprechen Kinder Ablieferung bei der Bank, lösen dann aber Wutanfall Vaters aus, der den Schein ins Feuer wirft, obwohl Kinder ihm einen echten untergeschoben haben, während sie den falschen durch Verkehrsübertretung bei einem Schupo angebracht haben.

  20. Der Krankheitsfall. Vater schwänzt Betriebsausflug durch vorgeschützte Krankheit, um den Bedrängungen einer Schwester des Chefs zu entgehen. Diese erweist sich in Mutters Abwesenheit als Heilkünstlerin und zwingt ihn zu Dampfkuren.

  21. Wenn wer nicht heimkommt. Falsch gestöpseltes Telefon verhindert Tochter, Ausbleiben wegen Nachtdienst zu melden. Angst um ihr Schicksal. Ausschwärmen der Familie zum Suchen der Tochter, herunter fallender Telefonapparat und verdächtige Geräusche in der Wohnung erzeugen zweimaliges Erscheinen des Überfallkommandos, Mordgerüchte und Blutbaderwartungen. Schuld ist allzu rücksichtsvolles Dienstmädchen der Nachbarn.

  22. Ist was passiert? Panikmache der Nachbarin führt zu Befürchtungen über Schicksal der zur Kur abwesenden Mutter, die lange nicht geschrieben hat. Briefe finden sich wegen Briefkastenreparatur unter Fußmatte. Alles vermeidbar, wenn man Mutters Organisationsplan folgte.

  23. Der Gegenbesuch. Gegenbesuch bei leibhaftigen Konsul unter aufreibenden Vorbereitungen mit verspäteter Ankunft vor verschlossener Tür. Selbstzerfleischung wegen Unpünktlichkeit, allgemeines Zerwürfnis, Sohn klärt durch Flirt mit dem Töchterchen, das Konsuls keine Lust hatten.

  24. Neujahrsträume. Bevorstehender Lottogewinn lässt jedes Familienmitglied nach seiner Art über Verwendung des Geldes träumen. Träume gehen alle zweifelhaft aus, sodass das nicht gewinnen geradezu vorteilhaft erscheint.

  25. Auf Freiersfüßen. Mädchenbilder und Gedichte im Schreibtisch des Sohnes lösen Bekenntnis aus, dass er demnächst seine große Liebe heiraten werde. Wochenlanges Nichtmiteinandersprechen, zermürbte Eltern wollen endlich Braut kennen lernen. Diese hat inzwischen zweimal gewechselt.

  26. Der Wohnungstausch. Zermürbende und kostspielige Wohnungstauschverhandlungen wegen Unzufriedenheit aus unbedeutenden Gründen führen zu schlechtem Abschluss, Rückgängigmachung im letzten Moment und zu erlöster Freude am Behalten der alten Wohnung.

  27. Der Weihnachtsgast. Französischer Austauschstudent erscheint erst als vermeintlicher Geheimpolizist, dann als Sohn eines in drei Kriegen zerstörten Hauses, der Vater seine vor 30 Jahren dort bei Bergungsarbeiten verlorene Uhr wieder bringt.

  28. Der Dieb. Leichtfertige Diebstahlsverdächtigungen gegen ungeschlachten Handwerker. Reue bei Erweisung seiner Unschuld und Gelöbnis, nie wieder leichtfertig Menschen zu verdächtigen. Der ahnungslose Verdächtige hat seinerseits die Familie und alle Mitmenschen jederzeit im Verdacht.

  29. Das Heizkissen. Kreislauf eines geliebten und weiter geliehenen Heizkissens muss bis zur Besitzerin, die es als fremdes Heizkissen von einer Bekannten leiht und kaputt macht, worauf es in fieberhaft betriebenen Rücklauf als ihr eigenes Heizkissen wieder zu ihr gelangt und ihre heftigen Beschwerden gegen seines Zustands auslöst.

  30. Die Festaufführung. Amateuraufführung mit Starallüren, Regisseursempfindlichkeit, Rollenniederlegung und Freundschaftskündigung bringt dennoch Anerkennungserfolg, obwohl Vater vergessen hat, die Reitstiefel anzuziehen und das ganze Stück in Pantoffeln gespielt hat.

  31. Der Karpfen. Beschaffung, Unterbringung und seelische Betreuung eines lebendigen Weihnachtskarpfens nichts bringt seine Schlächter und Esser in Konflikte und um den Genuss.

  32. Der Röhrende Hirsch. Wertlose Plastik wird nach Wegschenken für echt gehalten und unter hohen Opfern zurückgekauft, wobei die Impertinenz einer unverhüllt habgierigen Nervtöterin den Preis noch erhöht. Dann erweist sich die Plastik doch als wertlos.

  33. Die Erbschaft. Gegenseitige Verdächtigungen einer Erbengemeinschaft werden durch eine vom Erblasser besprochene Schallplatte erledigt, auf der er mitteilt, dass er sein Vermögen gewissenhaft verzehrt hat.

  34. Der Osterbesuch. Die Unfreiheit der Familienmitglieder durch ihr gegenseitiges kritisches, kontrollierendes und hereinredendes Verhalten wird durch Jugendreminiszenzen bei Konfirmationsfeier und Vergleiche mit anderen Familien gemildert und führt zu Gefühlsauffrischung der alten und jungen Paare.

  35. Die Gleichberechtigung. In Familiendebatte über Gleichberechtigung soll Sekretariatsbewerberin für die Frauenseite eingesetzt und gegen Vater ausgespielt werden. Sie nimmt überraschend für Männerseite Partei, wird angestellt und bleibt es trotz Mutters Protest, da Vater sich auf die Gleichberechtigung der Männer beruft.

  36. Das Wegerecht. Unduldsamer Gartennachbar vergällt der Familie mit Forderungen aufgrund angeblicher Gewohnheitsrechte die Freude am Garten, indem er sie immer wieder zu neuem Nachgeben bringt und das Ausmaß seiner kommenden Unverschämtheiten noch nicht abzusehen ist.

  37. Das Dreckrändchen. Tratsch zwischen drei Hausfrauen, übertriebene Wiedergabe von Äußerungen und übergroße Empfindlichkeit führt zu Beleidigungsprozess, der deshalb nicht abzubiegen ist, weil Mutter sich versteift, die Richtigkeit ihrer beleidigenden Äußerungen „Schlampe“ zu beweisen. Da sich vor dem Richter alle drei beleidigen, kann dieser Klage abweisen.

  38. Der Einbrecher. Willys heimlicher nächtlicher Ausgang und Rückkehr und ein das Schrankzimmer von innen verklemmendes, abgerutschtes Bügelbrett lassen Familie an verbarrikadierten Einbrecher glauben und enthüllen Feigheit eines Bewerbers um Tochter und seines angeblich auf den Mann dressierten Hundes.

  39. Urlaubserinnerungen. Durch Quartiernot und entgegengesetzte Interessen entzweit sich Familie im Bodensee-Urlaub. Jeder hat ein eigenes, aber auf Urlaubsdauer begrenztes Erlebnis, das jedoch die Familie immerhin in besserer Atmosphäre wieder nachhause fahren lässt.

  40. Familienausflug. Versteifung auf bestimmtes Urlaubsziel, das irgendwer so gelobt hat, bringt laufend Misslichkeiten, Fußkrankheiten, Erkältungen und Zugversäumnisse.

  41. Der Hund. Vater fängt einen seit Nächten bellenden Köter, der ihn nicht schlafen lässt, ein und bestellt Hundefänger. Befreundet sich aber inzwischen mit dem Hund an, gibt ihm trotzdem dem Mann mit. Als Grund des Heulens enthüllt - der Hund hat seinen gelähmten Herrn, einen Artisten, durch laufende Diebstähle ernährt, Herr ist gestorben - sucht er den Hund zurückzuholen und hat schwerste Gewissensbisse, [dies erweist sich] als unmöglich. Hund kommt jedoch überraschend von selbst zurück.

  42. Die Gurken. Gewissenhaftigkeit der Tochter, die sie in großer Gesellschaft heruntergefallene Gurke aufheben lässt, wodurch ihr Kleid platzt und sie sich lächerlich macht, verursacht Verlobungskrise und ihre Beilegung durch gemeinsame Aktion der Eltern, die gerade selbst im Begriff waren, wegen einer Winzigkeit auseinanderzugehen.

  43. Das Häuschen. Ankauf und Renovierung eines alten Hauses bringt Familie an Rand des finanziellen Ruins und Rettung durch Schwiegersohn, den man in Anbetracht des neuen Hausbesitzertums bereits etwas über die Achsel angesehen hatte.

  44. Der Spiegelschrank. Um Wohnungsbeschlagnahme zu entgehen, wird Spiegelschrank als Eigentum einer angeblich noch bei der Familie wohnenden Nichte erklärt, muss daraufhin zu dieser geschickt, von ihr zurückgekauft, zurückgeschickt und so herumtransportiert werden, dass er kaputt geht.

  45. Der Wahrsager. Durch Wahrsager erzeugte Todesangst erfasst die ganze Familie.

  46. Die Hochzeit. Kleine Differenz der Brautleute und Weglaufen des Bräutigams zwingt zu Vertuschung vor den Hochzeitsgästen und Krankheitssimulierung als Begründung für Hochzeitaufschub. Rückkehr des Bräutigams klärt alles.

  47. Das Ei des Kolumbus. Budenzauber mit ausländischen Kommilitonen Willys während Mutters Kuraufenthalt bringt Vater durch überraschende Rückkehr Mutters in falschen Verdacht.

  48. Der neue Beruf. Intrigen in der Firma sollen Vater zu Pensionsgesuch veranlassen. Er kämpft verzweifelt, wird krank, Intrigen bleiben wirkungslos, er kann zurückkommen, hat aber inzwischen Geschmack am Pensionierungsgedanken gefunden und bereitet sich auf neuen Beruf als Großvater vor.

  49. Der neueste Beruf. Der pensionierte Vater hält Nichtstun nicht aus, eröffnet Büro für Lebensberatung, als es ihm gelingt, Zerwürfnis eines fremden Verlobtenpaares durch Einsatz seiner Erfahrungen zu beseitigen. Allerdings stellt sich heraus, dass die Braut dennoch nach drei Wochen einen anderen heiratet.

  50. Der schwere Fall. Erster Kunde des Büros ist ein kleiner Bub, für den er die Erlaubnis, weiße Mäuse zuhalten, bei seinem Vater durchpaukt. Kurz darauf vertauscht der Bub die Mäuse gegen eine Taschenlampe.

  51. Der gute Feind. Schwierigkeiten der verheirateten Kinder mit rücksichtslosen Mitmietern werden von Vater beseitigt, indem er Rücksichtslosigkeit gegen Rücksichtslosigkeit setzt. Er schenkt Klavier, lässt es eine Zeit lang von angeblichem Untermieter bearbeiten und bedroht die nachzahme Ordnung freundlich gewordenen Mitmieter bei Rückfall in die alten Methoden mit sofortiger Zwölftonmusik.

  52. Der böse Blick. Mutter fällt einem Kreditschwindler zum Opfer, der ihr gegen Vorauszahlung von 200 Mark verbilligte Bezüge im Lebensmittelhaus seiner Schwiegermutter zusagt. Vater entlarvt ihn, bevor das Geld der Geschädigten ganz verbraucht ist.

  53. Gefährliche Kurve. Auf einer Autobahnfahrt hat jeder der vier Insassen eine Vision von den Folgen eines durch unvorsichtiges Fahren verursachten Verkehrsunfalles.

  54. Allergia maritalis. Vater versucht einen älteren Mann, der seine Frau satt hat, einen Vorgeschmack auf die Zeit der Einsamkeit zu geben, wird beschuldigt, er habe diese Ehe auseinander bringen wollen, zum Schluss aber glühend bedankt, weil die Ehe nun besser funktioniert . Mutter erfährt nie, dass er bei dieser Gelegenheit auch seine eigene Allergia maritalis auskuriert hat.

  55. Das Arme Kind. Vater soll Flüchtlingskind aus China im Flughafen Genf abholen, findet sich weder mit Flugzeug, Bahn, Sprache, Gewohnheiten, noch der Kinderbehandlung zurecht und wird selbst von dem kleinen Mädchen so behütet, dass er sicher wieder nachhause kommt.

  56. Sherlock Holmes. In einer völlig zerrütteten Familie drohen anonyme Briefe die Reste der Gemeinsamkeit zu zerstören. Es gelingt Vater, unter den sechs Verdächtigen die Urheberin und den indirekten Schuldigen so umzubiegen, dass nicht noch mehr Unheil entsteht.

  57. Die ideale Ehe. Überspitzte Anforderungen an den Ehepartner zwingen ihn, so zu tun, als sei er das Idealbild, für das der Partner ihn hält. Zwecklügen, ungesunde Rücksichtnahmen, Unehrlichkeit und Zerwürfnis sind unvermeidlich (Fall XXXXXX).

  58. Telefonitis. Unfreundliches Abhängen bei frühmorgendlichem Anruf führt zu Gewissensbissen, ob dadurch für einen Kranken Lebensgefahr besteht, und umständlichen Nachforschungen nach dem Anrufer.

  59. Mit dem linken Bein. Durch die scheinbare Ungeschicklichkeit einer primitiven, aber umsichtigen Nichte und das Zusammenkommen mehrerer astrologischer und sonstiger Vorbedeutungen wird Vater so nervös, dass es ihm nicht gelingt, einen ausländischen Geschäftsfreund vom Flugplatz abzuholen, sondern nach langen Irrfahrten, unter anderem ins Polizeigefängnis, nachhause zurück kommt, wo keine der erwarteten Katastrophen eingetreten ist.

  60. Wertsachen. Ärgerniserregende Abfallgrube bringt Vater ins Räderwerk der Kommunalpolitik, wo man hinter seiner primitiven Anständigkeit dicke Beziehungen vermutet und ihn zu einer Lokalgröße macht, während er lediglich die Abfallgrube beseitigen will. Gründe für die Scheu des Normalbürgers vor einer aktiven Beteiligung am politischen Leben.

  61. Das Dokument. Vater als Chef der Firma bringt den ganzen Betrieb durcheinander wegen Verschwindens eines Dokumentes, das er in Wirklichkeit in die falsche Rocktasche gesteckt hat.

  62. Das Techtelmechtel. Chef bekämpft überhandnehmendes Techtelmechtelunwesen, gerät aber selbst in den Bann einer kuhäugigen Volontärin, wird geräuschlos von ihr befreit, verzichtet aber auf weitere Verfolgung von Techtelmechteln der Angestellten.

  63. Der Kriminalfall. Das Verschwinden von Bleistiften und anderem Büromaterial führt zu großer Kriminaluntersuchung, bei der erst Mutter, dann der Lehrling in Verdacht geraten. Es war aber ein Trick des Buchhalters, der die Materialverschwendung bekämpfen wollte und dabei in dem Lehrling einen übereifrigen Helfer fand.

  64. Der neue Besen. Das durch Verwandtenbeziehungen getätigte Engagement einer Betriebsspezialistin führt zu Umorganisation, Geldausgaben und Pleitengefahr.

  65. Der große Kunde. Das Hofieren eines großen Kunden macht diesen zu einer diktatorischen Betriebsplage. Infolge scharfen Konkurrenzkampfes braucht man aber seine Aufträge. Dem Prokuristen gelingt es, den Querulanten der Konkurrenz zuzuschieben und dafür vernachlässigte alte Kunden wieder zu gewinnen.

  66. Das gute Herz. Lehrling gerät in Verdacht, aus Sabotagegründen systematisch Glühlampen mit dem bei ihm aufgefundenem Katapult zu verschießen. Die von allen gemiedene Betriebsschreckschraube steht als einzige zu ihm und beweist ihr gutes Herz. Die Glühlampenfabrik hatte Versehentlich Ausschussware geschickt.

  67. Die Blamage. Besprechung eines nicht stattgefundenen Konzerts bedroht Ruf der Firma und politische Karriere des Chefs. Durch Berichtigung, dass es sich um die Besprechung des gleichen zwei Tage früher in einer anderen Stadt stattgefundenen Konzerts durch einen Korrespondenten handelt, wird alles ausgebügelt.

  68. Der Trauerfall. Betriebsschreckschraube auf Italienreise fälschlich tot gemeldet, wohnt unter Trauerschleiern als ihre angebliche Schwester ihrer eigenen Trauerfeier im Betrieb bei. Sie erfährt aber dann durch den Prokuristen, der nicht zu erkennen gibt, dass er sie durchschaut hat, wie man wirklich über sie denkt.

  69. Das Jubiläum. Trotz umfangreicher Vorbereitungen ziert sich der wegen einer Kleinigkeit grollende Chef, der großartigen Betriebsfeier beizuwohnen. Um Blamage zu vermeiden münzt Prokurist die zum Glück etwas geheimnisvoll vorbereitete Veranstaltung in eine Ehrung anlässlich des 50. Betriebsjubiläums der Putzfrau um, die trotz sonstiger Ruppigkeit in Rührung zerfließt. Als Programm beendet, lässt Chef mitteilen, dass er in einer Viertelstunde doch zu der angesetzten Betriebsfeier zu seinen Ehren erscheinen wolle.

  70. Die Einheirat. Hospitierender Kollege wird durch Klatsch für den Künftigen der Tochter des Chefs gehalten und den kommenden neuen Mann des Betriebes. Man orientiert sich zu ihm hin und lässt den Prokuristen, dessen Tage gezählt zu sein scheinen, links liegen. Als es nicht stimmt, sofortige Rückorientierung.

  71. Die Bewährungsprobe. Anlässlich bevorstehenden Ministerbesuchs ringt der Prokurist dem Chef immer neue Schönheitsreparaturen ab. Infolge scharfer Sparmaßnahmen wird zuletzt am Ministerimbiss gespart, der dann in der Eile versehentlich vierfach besorgt wird. Der Minister erscheint nicht, weil er zu lange bei der Ballettprobe war.

  72. Der Betriebsausflug. Die Weiblichkeiten haben sich schön gemacht. Um dem Prokuristen zu gefallen. Dieser lautet jedoch mit einer Betriebsfremden und wird nach sehr unbefriedigender Schifffahrt zur Straße nicht mit dem heimwärts fahrenden Bus mitgenommen.

  73. Das schlechte Gewissen. Lehrling versetzt nach dem Muster des englischen Witzboldes, der zwölf Freunden anonyme Telegramme „Alles entdeckt, flieh!“ sandte, und sie sämtlich zum Verlassen Londons veranlasste, die gesamte Firma in Angst und Schrecken. Dadurch werden verschiedene Großaktionen begraben, weil alle Initiatoren mit ihrem eigenen schlechten Gewissen zu tun haben. Prokurist kann ohne die erwarteten Widerstände seine heimliche Braut in den Betrieb schmuggeln.

  74. Der schwarze Tag. Ein Fleck im Anzug des Chefs, der in einer Stunde bei großer städtischer Feier sprechen soll, geht trotz allgemeiner Bemühungen nicht weg, sondern wird größer. Chef muss in geborgtem Anzug reden. Chemisch gereinigtes eigenes Jackett kommt im letzten Augenblick zurück, wird hinter Hecke am Podium vertauscht, aber Manuskript der Rede steckt in ausgetauschtem Rock. Freie Rede wird jammervoll, Manuskript schließlich aufs Pult geschmuggelt.

  75. Der Anbau. Schmarotzender Kriegskamerad des Chefs nistet sich im Betrieb ein und lähmt durch kleine Erpressungen Widerstand des Chefs. Ausbootung scheint unmöglich. Durch Trick des Prokuristen, bzw. des Lehrlings, der ihn wissen lässt, die Kriminalpolizei habe nach ihm gefragt, verschwindet er lautlos.

  76. Die Briefumschläge. Artikel „Mehr Frauen in die Politik“ löst Abbestellungswelle und scharfen offenen Briefwechsel zweier Stadtgrößen aus. Diese sollen mit Briefen beruhigt werden, deren Umschläge unglücklicherweise vertauscht werden. Dadurch noch schärfere Kampfstimmung und Schiffbruch des Prokuristen. Chef engagiert Mann, der alles retten soll (Fortsetzung unter 77)

  77. Die teure Kraft. (Fortsetzung von 76) der Retter belebt den Kampf, statt ihn zu unterdrücken und schafft dadurch ungeahnte Auflagensteigerung, obwohl alle zunächst seine pomadige Sachlichkeit für den Ruin des Betriebes halten. Da er am Umsatz beteiligt ist, verdient er zu viel und wird ausgebootet.

  78. Das Taschentuch. Ein Damentaschentuch unbekannter, aber falsch vermuteter Herkunft in Vaters Bürojacke und von Mutter entdeckt und gewaschen, führt zum Aufbau eines Lügengebäudes, um Mutters Fragen über die Herkunft des Taschentuch zuvorzukommen. Mutter fragt gar nicht, weil das Taschentuch der Tochter gehört, aber Vater ist dadurch der Appetit an einer geplanten Dienstreise mit Sekretärin genommen. Leider hat er den Prokuristen in die Sache mit eingespannt.

  79. Vorsicht, Feind hört mit. Geltungsbedürfnis und Gehaltserhöhungswunsch des Buchhalters lassen diesen Sabotagegefahren wittern und ungerechtfertigte Beschuldigungen vorbringen. Nach Aufklärung verliert er den Mut, um mehr Gehalt zu bitten, obwohl Chef schon zu Konzessionen bereit war.

  80. Konkurs. Vater überlässt die Firma dem Prokuristen, als durch Verwandtenmachinationen Firma an den Rand des Konkurses gebracht wird. Prokurist, der aussteigen wollte, steckt gesamte Ersparnisse in Betrieb und rettet ihn.

  81. In der Wildnis. Nähmaschinenvertreter, der mit keinem Menschen sprechen kann, ohne nach zwei Minuten mit Verkaufsverhandlungen für Nähmaschinen zu beginnen, gerät nach Afrika und in eine Expedition. Nachdem alle Mitglieder mit Nähmaschinen versorgt sind, fällt er Kannibalen in die Hände, verkauft Häuptling aus dem Kochkessel heraus Nähmaschine und rettet sich und die Gefährten.

  82. In Wirklichkeit ist alles anders. Liebesabenteuer verliert langsam an Reiz, weil alles anders ist und kommt, als man es sich vorstellt. Tourist dritter Klasse spielt Mitreisenden und sich selbst Rolle eines Generaldirektors vor und gerät an ein Mädchen, das in gleicher Weise eine Filmschauspielerin zu sein vorgibt. Statt ihren Urlaub zu genießen und sich ihre Sympathie zu gestehen, verplempern sie ihn mit ihren Lügen und lassen die Zurückhaltung erst fallen, als es zu spät ist. Ein fetter, der den Mann aus dem Gefängnis auslöst, gewinnt das enttäuschte Mädchen.

  83. Eine Nacht in Paris. Angestellter einer Pariser Außenstelle soll dem Firmenchef Tipps für nächtliche Pariser Erlebnisse geben und währenddessen seine eifersüchtige Frau irgendwie beschäftigen. Die Zeit geht furchtbar langsam herum, in der Not muss er mit ihr Flirten, wird aber von ihr durchschaut und zum Strafgericht an den Garten mitgeschleppt. Da er seiner Entlassung sicher ist, rächt er sich, indem er behauptet, von ihr geküsst worden zu sein. Damit gewinnt der Chef Oberwasser, befördert ihn und verschwindet aus Paris.

  84. Das Alibi. Überängstlicher hört in nächtlichem Park Frauenschrei, entflieht, fürchtet, dass er als Mörder verdächtigt wird, beschafft sich umständlich ein Alibi, fällt dadurch der Polizei auf, wird verhaftet, mit Schwerverbrecher in Celle zusammen gesperrt. Kommt frei, da Schrei von kitzeligem Mädchen stammte.

  85. Der Rivale. Schulkamerad, der immer schöner, klüger und erfolgreicher war, hat ihm schließlich auch die Braut ausgespannt. Er grollt darüber seit Jahrzehnten. Trifft das Ehepaar wieder. Sie ist hart und geschwätzig, der Rivale völlig unter dem Pantoffel. Jetzt hat er seine Rache.

  86. Die dumme Sache. Er hat Zwetschgenbaum an Chaussee gepachtet, bewacht ihn, als Diebstähle bekannt werden. Zwetschgen werden trotzdem vom Baum gestohlen. In der Wut stiehlt er die Zwetschgen vom Nachbarbaum. Gewissensbisse, schenkt Zwetschgen an Krankenhaus, erkundigt sich vorsichtig nach Pächter des Bestohlenen Baums, um ihm anonym den Verlust zu vergüten. Erfährt dass er den falschen Baum bewacht und seine eigenen Zwetschgen gestohlen hat.

  87. Der Besuch. Er hat auf einen Heiratsinserat geschrieben, weil er aus seinem möblierten Dasein heraus will. Vorbereitung ihres Besuchs mit furchtbaren Zwischenfällen. Dann kommt künftige Schwiegermutter. Wird sie nur mit Mühe los. Empfindet sein möbliertes Dasein jetzt als herrliche Freiheit.

  88. Der große Entschluss. Er findet Brieftasche mit 20.000 Mark, kämpft lange mit sich, ob er sie abgeben soll, beschwerliche Versuche, den Fund zu verstecken und zu verheimlichen, fühlt sich nicht zur Verbrecher geboren, gibt Fund bei Polizei ab, alle Scheine sind falsch und werden gesucht.

  89. Schwein muss man haben. Er erhält ein Schwein, um billigeres Fleisch zu bekommen. Unterbringung, Fahrten und Spesen Kosten mehr als das Schwein wert ist.

  90. Es war bloß der Frühling. Er verliebt sich in kleine Nichte, die zu ihm geflüchtet ist und sich bei ihm ausweint wegen missglückter Liebesaffäre. Besucht mit ihr Kostümfest, sie trifft dort Freund mit einer anderen. Dadurch glaubt er seines Sieges sicher zu sein, aber sie hat durch das Erlebnis ihre Melancholie abgeworfen und die Sache überwunden. Sie gibt ihm zu verstehen, dass sie sich vielleicht in ihn verliebt hätte, wenn er 30 Jahre jünger wäre und ahnt nicht, was sie bei ihm angerichtet hat. Er bringt sie zum Zug und ist sehr erleichtert, dass ihm alles erspart geblieben ist, was bei einer solchen Ehe todsicher an Unannehmlichkeiten auf ihn zugekommen wäre.

  91. Der Verrückte. Er soll als Trauzeuge fungieren und nimmt seine Verpflichtung ernst, sich über den Bräutigam zu erkundigen. Erfährt, dass er verrückt ist, teilt es nach langem Zögern der Familie mit, bringt Eheschließung beinahe zum Scheitern, bringt des Bräutigam Vermieterin als Kronzeugen und lässt den künftigen Schwiegervater mithören, wie der an religiösem Wahnsinn leidende mit sich spricht. Dieser kann aber bloß die neugierige Vermieterin nicht leiden und hat sie absichtlich nicht darüber informiert, dass er lediglich im kleinen Hoy übt.

  92. Die alte Rechnung. Er verzehrt sich in einem wütenden Hass gegen einen Arbeitskollegen, der vor 25 Jahren seine Verlobung auseinander gebracht hat. Stellt fest dass es gar nicht dieser Arbeitskollege, sondern sein jetziger Freund war, soll er auf diesen jetzt seinen Hass übertragen? Sieht, wie lächerlich so etwas ist und begräbt Hass ganz.

  93. Der teure Spaß. Um seinem Freund, der mit adligen Bekanntschaften um sich wirft, einen Streich zu spielen, lässt er für ein paar Mark ein kleines Mädchen die Rolle einer leibhaftigen Gräfin spielen, um sich an dem Getue des Freundes zu weiden. Die Gräfin begeht bei dem Freund, dessen Wohnungsverhältnisse sie genau kennen gelernt hat, mit ihren Komplizen einen Einbruch. Sie schaffen die Wohnungseinrichtung auf Lastwagen weg und verdächtigen obendrein ihn. Er wird verhaftet und gesteht den teuren Spaß.

  94. Nie wieder Zeuge. Ein neben ihm wohnender Ehemann behandelt seine Frau schlecht. Er bietet sich empört als Zeuge für Sie an. Da die Eheleute sich inzwischen wieder versöhnt haben, bestreiten beide seine wahrheitsgemäßen Aussagen und bringen ihn in den Ruf eines Intriganten, der ihre Ehe zerstören wolle. Er will sich nie wieder einmischen und als Zeuge zur Verfügung stellen, aber damit macht er es auch wieder falsch.

  95. Der Talisman. Seine Cousine ist drauf und dran, sich scheiden zu lassen. Ihr Sohn, sein Lieblingsneffe, ahnt nichts, ebenso wenig der Ehemann. Ein Porzellanelefant, der eine Art Talisman für die Eheleute ist, zerbricht ihm, und er weiß, dass dies für seine etwas abergläubische Cousine eine Bestärkung ihres Entschlusses bedeuten könnte. Er lässt die Figur eiligst kitten und gibt damit auch der Ehekrise eine Wendung zum Guten.

  96. Gesundheit frei Haus. Heilmittelschwindler verkauft Wunderkuren im Haus. Er gerät in einen Vertreter- Lehrkursus für die Anpreisung dieser Kuren und lernt die Bauernfängermethode kennen. Merkwürdigerweise wollen sich die Hausgenossen nicht von ihm aufklären lassen. Jede der Frauen hat einen eigenen Gesundheitsglauben, den sie mit Fanatismus verficht, nur die offizielle Medizin hat wenig Kredit. Obwohl er doch über die Schliche jetzt orientiert ist, erliegt er der Überredungskunst eines anderen Vertreters, der ihm etwas antreten will.

  97. Der Vormund. Die Aussicht, Vormund eines 18 jährigen Mädchens zu werden und die Kenntnisnahme von allen Pflichten und Risiken eines Vormunds, verschaffen ihm schreckliche Visionen von den kommenden Dingen. Die Vormundschaft wird dann nicht nötig, weil das junge Mädchen heiratet.

  98. Der Weg zum Glück. Er gehört zu einer Erbengemeinschaft, die eine Millionenerbschaft in Amerika heiß umkämpft. Er beteiligt sich nicht daran. Die Braut seines Neffen tötet ihm den Nerv und erweist sich als charakterlich unerfreulich. Als Gegenschlag tritt er ihr seine Rechte an dem Erbteil ab, worauf sie den Neffen sofort verlässt, um sich in den zermürbenden Kampf um das Geld zu stürzen. Er hat nicht nur seine Ruhe gerettet, sondern auch den Nerven vor Schlimmen bewahrt.

  99. Das Gerücht. Von Hausbewohnern missverstandene Abholung zur Polizei fördert die Gerüchtebildung und macht ihn zum Mörder, obwohl er lediglich deshalb so schnell gerufen worden ist, weil er einen Bekannten identifizieren musste, dem seine Brieftasche gestohlen wurde.

  100. Der Abgeordnete. Unwichtiger, gern politisierender und unter dem Pantoffel stehender Generalvertreter wird von seinem Bruder angeführt. Glaubt, er sei als Ersatzmann für verstorbenen Abgeordneten ins Parlament entsandt, wird sofort zum häuslichen Diktator und lässt sich, trotz krönender Rede über seinen Idealismus von Familienmitgliedern, Freunden und Untergebenen unverzüglich in allerlei krumme Dinge hineinziehen. Die unvermeidliche Aufklärung stürzt ihn in seine alte Bedeutungslosigkeit zurück.

  101. Das Christkind. Russland Heimkehrer mit einem von dort mitgebrachten kleinen Kind gewinnt eine in ihrem Schmerz um den in Gefangenschaft gestorbenen Sohn verhärtete alte Frau wieder zur Beteiligung am Leben zurück.

  102. Der Unentbehrliche. Ein penibler und quengeliger Mann, der allen Menschen auf die Nerven geht, hält sich für Betrieb und Familie unentbehrlich. Seine Krankheit muss daher eine Katastrophe sein. Ohne ihn läuft aber alles besser, und er erkennt mit maßloser Enttäuschung, dass alle ihm nur Theater vorspielen, nicht aus Liebe, sondern um keinen Ärger mit ihm zu haben. Wirklich unentbehrlich ist er nur für seinen kleinen Enkel, der ihn zu seinen Spielen braucht und ihn als einziger liebt. Zum Staunen aller zieht er sich in Pension zurück und wird verträglich und sogar so rücksichtsvoll, die anderen nicht so deutlich merken zu lassen, dass er ihr Theater durchschaut.

  103. Sie stehen im Verdacht. Ein mit einem scharfkantigen Gegenstand unter einem Viadukt begangener Mord erweist sich als Unglücksfall. Die nicht auffindbare Mordwaffe ist ein durch Erschütterung des Viadukts abgebrochener Eiszapfen, der weggeschmolzen ist.

  104. Die Sekretärin. Neue Sekretärin wird von den alt eingesessenen Sekretärinnen so madig gemacht, dass Chef sich für sie interessiert und sie heiratet.

  105. Der gute Geist. Eine despotische Patentante, die sich für den guten Geist vieler befreundeter Familien hält und dort zu endlosen Besuchen auftaucht, kann von niemandem abgeschüttelt werden. Als es gelingt, sie zu verheiraten, glaubt man die Gefahr für immer gebannt. Aber sie kommt bald wieder, denn ihre Pflichten für ihre Familie gehen ihr über alles.

  106. Männerhüte. Die Zerstreutheit einer Stammtischrunde ist schuld, dass zwei Herren in verkehrten Hüten weggehen und ein Fremder sich bestohlen glaubt. Polizeiliche Untersuchung eines zufällig anwesenden Inspektors löst alles in Wohlgefallen auf. Als man sich getrennt hat, hat der Inspektor einen falschen Hut auf.

  107. Stilles Glück stark gefragt. Ein Heiratsschwindler mit klingendem Namen betört Frauen mittleren Alters, die ihn vor Gericht verteidigen, obwohl er sie um Geld betrogen hat, nachdem er von einer Detekteiangestellten zur Strecke gebracht worden ist. Das Verhalten der Betrogenen in der Verhandlung zeigt, warum immer wieder Dumme auf Heiratsschwindler herein fallen.

  108. Die Flucht. Soeben pensionierter Amtsarzt fährt nach mäßiger Zecherei einen Mann tot und begeht Fahrerflucht. Gewissen lässt ihm keine Ruhe, er kümmert sich um die Witwe des Überfahrenen, die in schlechter Ehe gelebt hat. Um sie zu sichern, will er sie heiraten. Offenbart sich aber trotzdem seinen Stammtischfreunden, einem Landgerichtsrat, einem Bankdirektor und dem Polizeichef und will sich der Gerichtsbarkeit stellen. Man bringt ihn davon ab, weil niemandem damit genutzt wäre, zumal der Arzt objektiv unschuldig ist, denn der überfahrene hat seinen Selbstmord wegen begangener Unregelmäßigkeiten getarnt, in dem er sich unter das nächste um die Ecke kommende Auto warf.

  109. Das Käsebrot. Besatzung eines Abteil, die nach der Quelle eines käseartigen Gestank des fahndet, stellt fest, dass der Geruch von einer herrenlosen Tasche ausgeht, und dass es offenbar auch kein Käse, sondern eine gefährliche Säure ist und dass ferner in der Tasche etwas tickt. Man steigert sich unter vielem Hin- und Her in die Vorstellung, dass in der Tasche eine Bombe sei, die den in einem benachbarten Sonderwagen mitfahrenden Politikern gelte. Alle reden, niemand unternimmt etwas. Schließlich erscheint der Besitzer der Tasche, der sie nur deshalb in ein anderes Abteil gestellt hat, weil das darin befindliche Käsebrot so saumäßig gestunken habe.

  110. In dieser Minute. Ein Lebensmüder wird durch Wiederbelebungsmittel eines Arztes körperlich und durch eine eigenartige Therapie auch seelisch dem Leben zurück gewonnen. Der Arzt hat erkannt, dass der Lebensmüde nicht ohne eine gewisse Eitelkeit Briefe an die Menschen hinterlassen hat, die er für seinen Tod verantwortlich macht. Der Arzt beweist ihm, dass die Briefe nicht die erwartete Wirkung haben werden und dass man seinen Tod nicht als ein bedeutsames Ereignis betrachten, sondern flüchtig darüber hinweg gehen wird. Es ist auch nicht anders möglich, denn in dieser Minute passiert so unendlich viel, was die Betroffenen für wichtig halten. Aber in der nächsten Minute passiert schon wieder anderes, und das ist für andere das Wichtigste. Auch für den Lebensmüden hat sich die Situation von Minute zu Minute geändert. Ein mit der Post kommender Brief ist zwar nicht sensationell, aber er enthält Möglichkeiten eines Stellungsantritts in einer anderen Stadt, die ihm seine bisherige Umgebung plötzlich als lange nicht mehr so interessant erscheinen lassen. Noch eine Minute später erscheint ihm sein Selbstmordversuch so absurd, dass er kaum selber noch daran glaubt.

  111. Anm.: 111. - 135. behandelt die Motive für "Alte Geschichten - neu berichtet"
  112. Der Kaiser des Pazifik. (Twain) Einsame Insel mit hundert Bewohnern wird durch zuziehenden Angeber in eine Entwicklung von patriarchalischer Demokratie zu konstitutioneller Monarchie und schließlich Diktdur gestürzt, die mit Katastrophe endet. Politische Weltgeschichte en miniature.

  113. Kleider machen Leute. (Keller)Ehrlicher Handvverksbumche durch Zufälle in die Rolle eines Edelmannes gedrängt, beweist echten Adel der Gesinnung und behält das Herz der unter falschen Voraussetzungen gewonnenen Braut auch nach seiner Entlarvung. Antithese: Es kommt auf die Kleider an - es kommt nicht auf die Kleider an.

  114. Pariser Abenteuer. (Maupassant) Vom Provinzleben enttäuschte, sehnsüchtige Frau eines biederen eichters will in Paris die Sünde kennen lernen, trifft einen von ihr als Idol verehrten Schriftsteller, den sie durch erwiesene Gefälligkeit veranlaßt, ihr die große Welt zu zeigen und die Nacht mit ihr zu verbringen. Sie erkennt die Hintergründe der Fassade ihrer Träume und kehrt enttäuscht nachhause zurück.

  115. Das Gespenst von Canterville. (Wilde) Amerikanisches Botschafterpaar mit zwei Kindern bezieht englisches Gespensterschloß und behandelt das Gespenst mit so entwaffnender Sachlichkeit, daß es einen Nervenzusammenbruch erleidet. Die Tochter allein hat Mitleid und erlöst durch die Reinheit ihres Herzens den Verdammten.

  116. Der Nerventöter.(loo1 Nacht) Aufdringlicher Schwätzer, der einem jungen Mann die Wohltaten vergelten will, die ihm dessen Vater erwiesen hat, bringt seine Liebesgeschichte durdheinander bis zur Todesgefahr. Kann nur mit schwersten Drohungen weggeschreckt werden.

  117. Akulina. (Puschkin) Ein Fräulein gewinnt in Verkleidung als Bauernmädchen die Liebe eines Bauernburschen, der ebenfalls ein Bdelmann und zwar der Sohn eihes E7, bfeindes ihres Vaters ist.

  118. Der Schuß von der Kanzel. (Meyer) Kauziger General bringt es zuwege, daß sein Bruder auf der Kanzel heimlich an einer Pistole herumspielt, aus der sich ein Schuß löst. Reuevoll schafft er es aber dann, daß das, was alle gehört haben, dennoch als nicht existent betrachtet wird, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, und das die Lieblingsnichte ihren Vikar bekommt.

  119. Die Rache. (Boccacio) Gefoppter Student, den eine Schöne eine Nacht lang im Schnee in geschlossenem Hofe eingesperrt warten ließ, rächt sichpindem er ihren Aberglauben benutzt, um sie nackt auf die Plattform eines verfallenen Turmes steigen und nach V/egziehen der Leiter einen Tag lang in glühender Sonne schmoren zu lassen.

  120. Lord Arthur Savilles Verbrechen. (Wilde) Ein Lord wird durch berühmten Wahrsager zu dem Glauben gebrachter werde demnächst einen Mord begehen. Um die Sache möglichst schnell hintersich zu bringen, vergiftet er eine liebe alte Tante, deren Leben seiner Ansieht nach am wenigsten Wert hat. Als er erfährt, daß Tante gar nicht an Gift gestorben, sücht er anderes Opfer, trifft im Nebel den Wahrsager und wirft ihn in die Themse. Hocherfreut, daß Sache bestens erledigt.

  121. [[Blatt fehlt]]Standhafte Liebe. (Balzac) Berühmter Goldschmied liebt Leibeigene eines Klosters und wird freiwillig Leibeigener, wo sie heiraten zu können, ist aber dann nur noch zu leibeigenen Arbeiten bereit. Erst jetzt läßt die Kirche mit sich handeln und gibt beiden die Freiheit um den Preis eines Sakramentshäuschens, das der Gipfel seiner künstlerischen Leistung wird.

  122. Die Million in der Westentasche. (Twain) Infolge Wette wird Schiffbrüchigem eine einzigartizge Banknote über eine Million Pfund in die Hand gespielt. Niemand kann sie wechseln, aber überall erhält er Kredit, wird berühmt, tätigt Geschäfte, lernt reizendes Mädchen kannen. Als er Banknote zurückgibt, hat er ein fast ebenso hohes eigenes Eankkontok und gewinnt das ;äädchen, die Tochter eines der 'letter.

  123. Der Schmied seines Glückes. (Keller) Überbetriebsamer schmiedet zuviel an seinem Glück und verscherzt lukrative Adoption durch planvolle Verführung der jungen Frau seines künftigen AdoPtivvaters. Diese bekommt dao langersehnte Kind, sodaß kein Interesse an Adoption mehr besteht.

  124. [[Blatt fehlt]]Der Eifersüchtige. (Cervantes) Alter Mann heiratet junge Tochter verarmter Litern und hütet sie aus Eifersucht wie eine Gefangene. Junge Tunichtgute wetten, daß sie verführbar sei. Einem gelingt es, in ihr Schlafzimmer vorzudringen, als sie itle von Ehemann überrascht werden. Auf dem Totenbett bereut er die unnatürliche Sklaverei, iri die er seine junge Frau gebracht hat, vermacht ihr sein. Vermögen. Ihr Stiefbruder, der sie immer geliebt hat, heiratet sie.

  125. Das verpasste Glück. (Tschechow) Junger Mann kann sich nicht aufschwingent geliebtes Mädchen um giiir seine Hand zu bitten und sie damit aus dem Muff eines pseudokünstlerischen Haus— halts zu befreien. Ihr Klavierspiel kommt im entscheidenden Moment dazwischen. Nach mehrjähriger Abwesenheit findet er sie noch immer klavierspielend vor, kann sich wiederum nicht entschließen. Nach 2o Jahren ist er hart, geldgierig und sich selbst zum Ekel geworden. Vor dem Haus der noch immer Klevierspielenden findet e4claß es nun zu spät sei und er sein Glück verpasst habe.

  126. Die Großmutter. (Maupassant) Scheintote Großmutter erlebt Erbteilung ihrer bescheidenen Habe durch ihre unerfreulichen Nachkommen. Verläßt das Haus mit Dienstmädchen, der einzigen, die sich wirklich um sie kümmerte und sie deshalb liebt, weil sie sich immer eine Großmutter gewünscht hat.

  127. Der Landvogt von Greifensee. (Keller) Der vitale Landvogt versammelt seine fünf einstigen Liebsten auf seiner Burg und läßt die Vergangenheit an sich vorüberziehen.

  128. Die Frau des Postmeisters. (Tschechow) Um seine junge Frau vor den Nachstellungen der Männer zu schützene verbreitet älterer Postmeister das Gerücht, sie habe ein Verhältnis mit dem gefürchteten Polizeimeister. Diesem macht er weiß, sie sei die uneheliche Tochter des Gouverneurs, des einzigen Manschen, den der Polizeimeister fürchtet, und der bereits zwei ihr, r Liebhaber nach Sibirien geschickt habe. Als Postmeister pensioniert wird und mit seiner ahnungslosen Frau wegzieht, sieht sich die Männerwelt genasführt und beschließt bei der Frau des Nachfolgers solle ihnen das nicht passieren.

  129. Die Studienreise des Teufels. (Macchiavelli) In der Hölle taucht Grundsatzfrage auf, ob erlittener Ehestand den Männern als mildernder Umstand auf die Höllenstrafen angerechnet werden soll. Oberteufel prüft in Menschgestalt auf Erden die Ehe und befürwortet dann die Vorlage. (Anm.: Machiavellis satirische Novelle hatte den langen Titel „Der Erzteufel Belfagor wird von Pluto auf die Erde gesandt, mit der Verpflichtung, eine Frau zu nehmen. Er kommt, nimmt eine Frau, und unvermögend ihren Hochmut zu ertragen, kehrt er lieber in die Hölle zurück, als sich wieder mit ihr zu vereinigen.“)

  130. Das Duell. (Thoma) Wichtigtuerischer Hohlkopf treibt junge Leufe in ein Duell, das aber durch den gesunden Menschenverstand anderer verhindert wird.

  131. Der große Rindfleischvertraz. (Twain) An einer Froderung gegen die Regierung der Vereinigten Staaten aus einer Rindflischlieferung werden alle Inhaber des Vertrages verrückt oder sterben. Der Weg eines Inhabers durch die Wirrnisse des Behördenapparates endet damit, daß er seinen Vertrag dem widerlichsten aller Beamten schenkt und diesen damit zum Irrenhaus verurteilt.

  132. Der Stoppezieher. (Stoltze) Verunglückter Empfang des Reichsverwesers durch die Stadt Frankfurt wird durch die Ausnutzung eines pikanten Abenteuers in einen Erfolg umgemünzt.

  133. Onkel Benjamin. (Tillier) Aufrechter Wundarzt mit Mut und trockenem Witz setzt sich gegen die Unverschämtheit adliger Gutsbesitzer und Offiziere durch.

  134. Das Himmelbett. (Kuprin) Junges Paar hat Heiratsschwierigkeiten wegen einem Monstrum von Himmelbett, das es los werden will, aber immer wieder in die Hände bekommt.
    .

  135. Der Orden. (Maupassant) Privatier, der keinalgrößeren Wunsch hat, als Ritter der Ehrenlegion zu werden, wird von Abgeordnnten zwecks angeblich wichtigen Studien in die Provinz geschickt und derweil betrogen. Natürlich besteht keinerlei Aussicht für das rote Band. Bei verfrühter Rückkehr des Gatten kann sich der Liebhaber über den Balkon entfernen, muß aber seinen Mantel mit dem roten Band zurück lassen. Die Frau redet dem mißtrauischen Mann ein, es sei sein eigener Mantel und das Band sei die große Überraschung. Nach acht Tagen steht die Ernennung im Staatsanzeiger.

  136. Die Reise in den Himmel. (Twain) Verstorbener Kapitän trifft seinen Bootsmann im Himmel und wird von seinen kleinlichen und engen Illusionen über die Seligkeit geheilt, vor allem, dass der Himmel nur für Erdenbewohner bestimmt sei. Jeder Wunsch, den er äußert, wird ihm erfüllt. Zuletzt wünscht er sich auf sein altes Schiff zurück und bemerkt jetzt erst daß das Leben, daß er auf Erden führte, die eigentliche Seligkeit für ihn bedeutete.

  137. Banalisierung des Erhabenen. Übertragung hehrer Begriffe, Reden Dichtwerke oder Szenen in einen Alltagsjargon a) mit Hilfe des Dialekts b) mit Hilfe eines bestimmten Fachjargons c) durch Betonungsveränderungen d) durch eine trockene Wiedergabe in ganz normaler Sprache.

  138. Ich sichere meine Zukunft. Vorwand für aktuelle Weltbetraohtung unter politischen, wirtschaftlichen, technischen und anderen Aspekten.

  139. Lob durch Beschwerde. Um die Richtigkeit einer Institution oder Meinungsrichtung zu unterstreichen, tritt ein dummer Beschwerdeführer auf, der sich mit den landläufigen Argumenten selbst ad absurdum führt.

  140. Ein Mann wartet. Erwägungen ob man auf die Elektrische warten oder bis zur nächsten Haltestelle laufen soll. Sie kommt und rechten Moment, Aufspringen im Fahren, kein Portemonnaie, Abspringen im Fahren, Knieverletzung, ganze Fahrt erweist sich als überflüssig.

  141. Der werdende Vater. Empfindungen des Vaters unmittelbar vor der Geburt seines Sohnes, der dann ein Mädchen ist.

  142. Vaterfreuden. Torheiten eines von der Frau mit dem Kinderwagen und Baby aus geschickten Vaters, um das Baby vom Brüllen abzubringen.

  143. Beim Rasieren. Durch Hitzigkeit und Unkonzentriertheit fällt die aus besonderem Anlass wichtige Rasur miserabel aus und verhindert sogar seine Wahrnehmung.

  144. Kochen telefonisch. Zwei Strohwitwer beraten sich von Küche zur Küche telefonisch zwecks Herstellung von Pfannkuchen. Nachdem Küche in Chaos verwandelt, verabreden sie sich in Restaurant.

  145. Natugenuss. Er ist entschlossen, das Erhabene der Natur auf sich wirken zu lassen und es in vollen Zügen zu genießen, wird durch einen drückenden Knopf daran gehindert und pfeift auf die ganze Natur.

  146. Die Vorladung. Bei Empfang polizeilicher Vorladung regt sich Gewissen und rekapituliert alle in Betracht kommenden Delikte. Bereitschaft zu tätiger Reue und große Zerknirschung. Als Vorladung harmlos ist, sind alle guten Vorsätze vergessen.

  147. Moralisch bleiben. Er sieht ein hübsches Mädchen im Café, stellt gewagte Erwägungen an, ist aber zu feige, mit ihr anzuwenden, redet sich selber ein, es sei ein Sieg der Moral.

  148. Auskunft. Er gibt umständliche Auskunft und stiehlt der fragenden nur die Zeit. Zum Schluss muss er zugeben, dass er von der gesuchten Straße noch nie etwas gehört hat.

  149. Der Hausfrauenkongress. Er spricht mit seiner Frau in London Fremdsprachen in Heimatdialekt, Protzerei vor den Telefonistinnen, schrittweise Enthüllung seines Versagens in der Haushaltsführung während ihrer Abwesenheit.

  150. Der Ofen. Kampf eines Mannes mit seinem Ofen, der zu Gunsten des Ofens endet.

  151. Die Kunst des Einschlafens. Man versucht alle bekannten und einige unbekannte Mittel zum Einschlafen. Es gelingt ihm dann mithilfe der Lektüre von Thomas Mann.

  152. Das ewig Männliche. Verschiedene Reaktionen eines Mannes bei Ankündigung des Besuches erst einer vierzigjährigen Dame, dann ihrer zwanzigjährigen Tochter.

  153. Der Querulant. Ein Querulant im Abteil wird nach längeren Kämpfen dadurch zur Strecke gebracht, dass man alle seine Wünsche sofort wortwörtlich erfüllt.

  154. Der Beschützer er bietet einem auf Parkbank weinenden Mädchen Schutz in seiner gesicherten Häuslichkeit an. Nach überströmenden Dankzeugungen schält sich heraus, dass der ihr zugedachte Aufgabenkreis den dreier Leibeigener weit überschreitet. Sie verzichtet auf Beschützung.

  155. Ordnung muss sein. Pedant richtet durch seine betonte Ordnungsliebe größte Unordnung an.

  156. Das Testament. Nach entnervendem Ehekrach will er sich umbringen, verfasst ein Testament, dessen edle Großzügigkeit sie nach seinem Ableben tief beschämen soll. Er gerät mit sich selbst in Streit über die einzelnen Punkte, findet, dass sie seine Großzügigkeit nicht verdient und verzichtet auf Beschämung und Ableben.

  157. Nicht sentimental werden. Er erhält Brief einer Tanzstunden Liebe und wird von sentimentalen Erinnerungen durchweht. Für die gute könnte er alles tun. Als sich herausstellt dass er wirklich etwas für sie tun soll, lässt er den Brief mit „Adresse unbekannt“ zurückgehen.

  158. Beim Zahnarzt. Mit nächtlichem Zahnschmerz gerät er einer Zahnärztin in die Finger, der er bei Verkehrsunfallschaden und Schmerzen zugefügt und finanziell sehr ruppig behandelt hat. Unter dem Eindruck des Burmas verspricht er tätige Reue.

  159. Der Hundebiss. Lockere Dame hat ihren Hund abgerichtet, gut situiert aussehende Herren in die Wade zu beißen, damit sie diese zwecks Wiedergutmachung und Pflege in ihrer Wohnung mitnehmen kann, um sie dann auszunehmen.

  160. Rotkäppchen. Einkleidung einer aktuellen Situation, einer bestimmten Geistesrichtung oder politischen Auseinandersetzung in die Form eines bekannten Kindermärchens.

  161. Die Kondolation. Er kondoliert seinem Kompagnon zum Hinscheiden eines Onkels, gerät aber dabei immer tiefer in eine Kritik des Onkels und des Neffen. Kondolation endet mit geschäftlicher Trennung.

  162. Das Inserat. Man will Heiratsinserat aufgeben und ringt mit dem Mädchen von der Annahmestelle um jede einzelne Formulierung. Lässt die Sache fallen, weil ihm der Preis zu hoch ist. Außerdem ist er noch verheiratet und lässt sich vielleicht doch nicht scheiden.

  163. Die Beratung. Unterrichtsstunde für einen Ausländer in Dialektformulierung, so, als ob es sich um einen richtigen Sprachunterricht handele.

  164. Der Flirt. Kurzsichtiger flirtet mit Dame im Café, stellt dann fest, dass alle ihre ihn erregenden Blicke und Gebärden gar nicht für ihn bestimmt waren.

  165. Der Kriminalfilm. Nach Besuch eines Kriminalfilmes benimmt er sich auf dem Heimweg ganz im Stile dieses Films, um seine Angst sich selbst gegenüber zu überspielen.

  166. Der Sänger. Star eines ländlichen Gesangsvereins treibt mit der Bitte um Engagement als Operntenor Sekretärin einer Staatsoper zur Verzweiflung.

  167. Die Rede. Sekretärin, die angeblich einige goldene Worte aus dem Munde des Chefs nicht mitgeschrieben hat, wird bei Kündigungsandrohung verpflichtet, kein Wort des Chefs auszulassen. Er diktiert eine Rede, und sie schreibt stur seine sämtlichen Zwischenbemerkungen - zum Teil nicht salonfähiger Art - mit und verpatzte ihm so seine wichtige Rede, da er Manuskript nicht mehr durchlesen konnte.

  168. Der Damenringkampf. Diskussion zweier Männer, ob sie der häuslichen Überwachung entgehen und in einen Damenringkampf gehen sollen. Die Annehmlichkeiten, die Sie beim Damenringkampf erwarten, wiegen aber die sich zuhause ansammelnden Unannehmlichkeiten nicht auf, und so verzichten sie.

  169. Die Flucht. Man trägt sich mit Fluchtgedanken, als kurze Abwesenheit der Frau gute Gelegenheit ergibt. Er mischt romantische Jungenträume hinein, gerät so ins Spintisieren, dass er die Zeit vergisst. Die Frau kommt zurück, und er ist im Grunde ganz froh, dass er nicht zu fliehen braucht.

  170. Der Schuhkauf. Mann probiert den halben Schuhladen durch. Als man ihm nichts annähernd so Bequemes bieten kann wie seine alten Latschen, verzichtet er auf den Kauf und bleibt bei den Latschen.

  171. Der Fensterplatz. Man kämpft wütend um einen von ihm nicht ordnungsgemäß belegten Fensterplatz in D-Zugabteil. Die Dame gibt schließlich um der Ruhr willen nach und tauscht den Platz mit ihm weil er beharrlich behauptet nicht rückwärtsfahren zu können als Tausch und Friede wiederhergestellt…[[unleserlich]].

  172. Der Koffertrick .

  173. Der Retter. Er rettet Frau vorm Überfahrenwerden. Sie fühlt sich ihrem Lebensretter zu ewigem Dank verpflichtet, lässt sich nicht mehr abschütteln und wird zur Landplage.

  174. Kollegen. Bürointrige dreier Kollegen, die jeweils zu zwei und zwei über den dritten Reden und zum Schluss nicht mehr wissen, wer eigentlich was über wen gesagt hat.

  175. Der Benediktiner. Er soll kleines Mädel beaufsichtigen und bemerkt nicht, dass es sich an einem Benediktiner betrinkt. Liefert sie der Mutter in desolatem Zustand ab.

  176. Der Wecker. Geräusch des durch die Wand dringenden Weckers veranlasst ihn zu geharnischter Beschwerde bei Nachbarin. Da er sich selbst an den Wecker gewöhnt hat, verschläft er seinen Dienst, als sie am nächsten Morgen den Wecker nicht mehr bemühen lässt.

  177. Der Lift. Er erlebt in steckengebliebenem Lift Todesängste und Umkehr zu guten Vorsätzen und sieht bereits eine Vorschau auf seine Beisetzung. Als gerettet, vergisst er sofort alles.

  178. Die Beleidigung. Mann begreift nicht, dass man den Wahrheitsbeweis für eine Beleidigung nicht erbringen kann und beleidigt bei seiner Verteidigung immer neue Leute.

  179. Anschluss. Er hat sich auf Heiratsinserat hin mit Dame im Park verabredet, wird aber von deren Mutter verarztet und hat so genug von ihr, dass er die Tochter gar nicht erst noch kennenlernen will.

  180. Die Dame im Café. Durch gedankenlose Wiedergabe von Klatsch und angeblichen Äußerungen wird er Ruf einer Dame schwer geschädigt, und sie schlägt zurück.

  181. Das Los. Er lässt sich von Studentin beschwatzen, ein Los zu kaufen, macht aber gleich einen Rückzieher, als diese das Kuvert bereits geöffnet hat. Er bestreitet nachdrücklich seine Verpflichtung zur Abnahme des Loses. Sie wird es also selbst bezahlen. Sie hat einen großen Treffer gemacht. Er kauft ihr ihre gesamten restlichen Lose ab, um auch noch einen großen Treffer zu kriegen, trägt aber keinen.

  182. Der Minister. Gedanken eines Ministers während der Teilnahme an Standardveranstaltung und während seiner Standardrede. Er ist überlastet und kommt überhaupt nicht mehr zum Arbeiten und weiß schon gar nicht mehr, was er eigentlich einweiht.

  183. Der Krankenbesuch. Besucher einer operierten Obermieterin will ihr angeblich eine Freude mit seinem Besuch machen, gerät aber in eine Aufzählung ihrer Schandtaten und vor allem des Krachs über seinem Kopf. Benimmt sich so unverschämt, dass ihn Schwester hinausweist. Die Kranke aber erfasst neuer Wille zum gesundwerden, weil sie ihren ersten Hausputz jetzt nicht mehr abwarten kann.

  184. Der Zeuge. Wichtigtuerischer Zeuge bereitet sich im Gerichtskorridor auf seine Zeugenaussage vor. Um sich in immernoch günstigeres Licht zu versetzen, verwandelt er den zu bezeugenden Vorgang bis zur Unkenntlichkeit. Zum Glück wird er zum Schluss gar nicht aufgerufen.

  185. Der Bruch. Ein Mann, dem im Ersten Weltkrieg Einbruch gute Dienste geleistet hat, hat ihn sich nie operieren lassen und der Zweite Weltkrieg gab ihm darin recht. Auch jetzt kann er sich noch immer nicht zur Operation entschließen.

  186. Die Beschwerde. Er renommiert Kollegen gegenüber, wie scharf er sich beim Chef beschweren und wie er es ihm dabei geben würde. Bei dem entscheidenden Telefonat sagt er aber nur Jawohl und sonst keinen Mucks. Renommiert aber gleich wieder mit vollem Erfolg seiner Beschwerde. (Aussterbende Zivilcourage)

  187. Unfallverhütung. Einige Fälle der Unfallnichtverhütung.

  188. Frau ist weg. Aufkeimende Angst Ehemanns um die nach Krach verschwundene Ehefrau. Nachforschungen bei Freundinnen, Schwiegermutter und Polizei. Sie lebt und hat einen teuren Mantel gekauft. Nach anfänglicher Erleichterung ist der Krach wieder da.

  189. Der Pickel. Mann entdeckt kurz vor Rendezvous einen Pickel an der Lippe, den er rasch ausdrückt und mit allen möglichen Mitteln bekämpft, ohne verhindern zu können, dass die Stelle immer größer und auffälliger wird. Nachdem er sich zu erbärmlichem Provisorium durchgerungen hat, lässt die Dame durch ihr Hausmädchen telefonisch wegen Migräne absagen. Das Hausmädchen vertraut ihm an, dass es keine Migräne, sondern ein Pickel sei, der sie zurück halte.

  190. Der Amateurfotograf. Anerbieten, die Frau eines Freundes mit Kind zu fotografieren, führt zu unübersehbaren Schwierigkeiten, lächerlichen Unfällen und schließlich zum Bruch mit dem Freund, aber nicht zu einem gelungenen Bild.

  191. Die Reise. Skeptiker verwirft alle Vorschläge des Reisebüros für Urlaubsreise. Entscheidet sich schließlich unter dem Gesichtspunkt der auf dem Prospekt abgebildeten Pinup-Girls und der angekündigten Schönheitskonkurrenzen, aber diese Reisen genehmigt seine Frau nicht.

  192. Der Protest.

  193. Die Schachpartie. Ein herablassend behandeltes Kind, das ihm reparierte Schachfiguren zurückbringt, wird von ihm zum Spaß zu einer Partie eingeladen. Schlägt ihn dreimal so vernichtend, dass er die Figuren auf die Erde schmeißt und das Kind sie gleich wieder zur Reparatur mitnehmen kann.

  194. Prominenter Besuch. In einem Betrieb auftauchende Filmschauspielerin löst sofort Kombinationen über ein Verhältnis des Chefs mit ihr aus. Ihre Fragen über seine Vermögensverhältnisse nähren den Verdacht. Sie hat ihn aber lediglich mit dem Wagen angefahren und will möglichst billig dabei wegkommen.

  195. Elektrizität. Versuch, einem Kind die Elektrizität wissenschaftlich zu erklären, endet mit Fiasko und einem Schlag.

  196. Abgeschlossen? Er hat bei jedem Ausgang die fixe Idee, er habe vergessen, die Wohnung abzuschließen, läuft immer noch einmal zurück und sieht nach. Sie ist immer abgeschlossen. Endlich bezwingt er sich und sieht nicht nach. Diesmal war sie nicht abgeschlossen, und man hat tatsächlich die Wohnung ausgeraubt.

  197. Die Verleumdung .

  198. Die Scheidung. Sie unterhalten sich telefonisch über die bereits fest beschlossene Scheidung. Lediglich Möbelverteilung noch zu klären. Da sie sich über das Klavier nicht einigen können, bleiben sie zusammen. Beide können übrigens nicht Klavier spielen.

  199. Anruf aus Paris. Er fürchtet, dass sie ein etwas kompromittierendes Foto vom Betriebsausflug in seinem Anzug finden und daraufhin eine Verkürzung seines Pariser Aufenthaltes fordern könnte. Prophylaktisch bereitet er sie auf den Fund des Bildes vor, sie tobt prompt und fordert seine Rückkehr. Hinterher stellte er fest, dass er das Bild überhaupt bei sich hat.


Alle Original-Texte von Wolf Schmidt


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